Präventiver Zusatznutzen der Hormonersatztherapie

Die Hormonersatztherapie (HRT) kann eine positive präventive Wirkung auf altersbedingte Krankheiten haben, wie z. B. :

  • Diabetes Typ 2
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Osteoporose
  • Demenz
  • Alzheimer-Krankheit

Dies ist besonders wichtig, wenn ein erhöhtes Risiko besteht oder wenn andere spezifische Medikamente nicht vertragen werden.

Im Hinblick auf die vielen zusätzlichen präventiven Vorteile einer HRT ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Behandlung frühzeitig begonnen wird. Es ist daher besser, sich rechtzeitig beraten zu lassen, nicht nur um die Symptome der Wechseljahre zu lindern, sondern auch um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren.

Osteoporose: Weniger Knochenbrüche bei kombinierter Hormontherapie

Mit zunehmendem Alter nimmt die Knochenmasse allmählich ab. Der Wegfall der Östrogenproduktion in den Wechseljahren kann bei Frauen in dieser Lebensphase zu erheblichen Veränderungen des Knochenstoffwechsels führen - was in diesem Fall eine verstärkte Abnahme der Knochenmasse(Osteoporose) bedeutet.

Eine Vielzahl von Studien belegt, dass sich die Einnahme von Östrogenen positiv auf die Knochendichte auswirkt und die Anzahl der Knochenbrüche reduziert. So wurde in der sogenannten "Million Women Study" nach transdermaler Anwendung von Östradiol eine 25%ige Verringerung der Häufigkeit von Knochenbrüchen beobachtet. 1

Die groß angelegte Studie Women's Health Initiative (WHI) aus dem Jahr 2002 zeigt ebenfalls, dass eine Östrogen-Gestagen-Behandlung die Häufigkeit von Knochenbrüchen um 24 % reduziert, wenn die Behandlung durchschnittlich 56 Jahre dauert. 2,3

Bereits sehr geringe Mengen an Östrogen reichen aus, um eine positive Wirkung auf das Knochengleichgewicht zu erzielen. Die Wirkung, die durch höhere Dosen erzielt wird, ist proportional größer.

Vorbeugung von Osteoporose

Auch die Schweizerische Gesellschaft für gynäkologische Endokrinologie und Menopause argumentiert, dass die HRT bei postmenopausalen Frauen eine besondere Berücksichtigung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses erfordert. Zur Prävention von Osteoporose empfiehlt sie in erster Linie 4:

  • Eine ausreichende Kalziumzufuhr (1000-1500 mg/Tag).
  • eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D (800-1200 Einheiten/Tag)
  • eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Proteinzufuhr
  • eine regelmäßige körperliche Aktivität.

Die Reduzierung von Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und die Einnahme von Medikamenten, die den Knochenstoffwechsel beeinflussen (Glukokortikoide, Antiepileptika, Suppressivtherapie mit Schilddrüsenhormonen).

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In den Jahren nach den Wechseljahren steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Es gibt mehrere Studien über den Einfluss der HRT auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Insgesamt zeigt die Auswertung der Studien, dass ein früher Beginn der HRT, d. h. vor dem 60. Lebensjahr oder innerhalb von 10 Jahren nach der letzten Menstruation, bei herzgesunden Frauen eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben kann. 5,6 Eine negative Wirkung einer HRT hängt u. a. vom Zustand der Gefäße ab und ist bei vorgeschädigten Gefäßen stärker ausgeprägt. Wird die Behandlung erst begonnen, wenn sich bereits eine fortgeschrittene Atherosklerose entwickelt hat, können sich die positiven Effekte der HRT nicht mehr entfalten.

Diabetes Typ 2

Diabetes ist eine Volkskrankheit. Laut derSchweizerischen Diabetesgesellschaft sind in der Schweiz etwa 500 000 Menschen an Diabetes erkrankt. Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form davon und tritt in den meisten Fällen erst in der zweiten Lebenshälfte auf. 7 Die hormonellen Veränderungen während der Menopause können das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, erhöhen. 8

Studien zeigen, dass eine Hormonersatztherapie (HRT) das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um etwa 30 % senken kann. 8,9
Die HRT kann auch bei bestehendem Typ-2-Diabetes positive Auswirkungen haben, da die Östrogenbehandlung verschiedene Zucker- und Fettwerte verbessert. 9

Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)

In der Schweiz ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Bei beiden Geschlechtern steigen die Neuerkrankungs- und Sterblichkeitsraten mit zunehmendem Alter an. Laut den Daten der Krebsregister wurde in der Schweiz zwischen 2015 und 2019 bei schätzungsweise 1'995 Frauen pro Jahr Darmkrebs diagnostiziert. 10

Da die HRT den durch die Menopause bedingten Östrogenmangel ausgleicht, kann sie sich positiv auf das Risiko für Dickdarm- und Enddarmkrebs auswirken 11,12 , wie eine Zusammenfassung mehrerer Studien zeigt. Das Risiko für Dickdarm- und Enddarmkrebs war bei Anwenderinnen, die nur eine Östrogentherapie erhielten, um 21 % geringer als bei Nichtanwenderinnen; bei Anwenderinnen einer HRT in Kombination mit einem Gestagen betrug die Verringerung sogar 26 %. 12 Andere Daten deuten darauf hin, dass auch das Risiko für andere Krebsarten des Gastrointestinaltrakts gesenkt werden kann. Dazu gehören beispielsweise Speiseröhrenkrebs 13,14 Magenkrebs 15 oder Leberkrebs.

Demenz & Alzheimer-Krankheit

Ob die Menopause tatsächlich die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit oder mangelnde Aufmerksamkeit beeinträchtigt, ist noch umstritten. Vor allem das höhere Alter ist ein Risikofaktor für die Entstehung einer Demenz. In der Schweiz sind schätzungsweise 150 000 Menschen an Demenz erkrankt. Jedes Jahr werden etwa 32 200 neue Fälle von Demenz registriert. 16

Lange Zeit war unklar, ob eine HRT Demenz begünstigen oder eher verhindern kann. Nun weisen mehrere Faktoren auf ein "frühes Gelegenheitsfenster" hin: Die rechtzeitige Anwendung einer HRT innerhalb dieses Gelegenheitsfensters erhöht das Demenzrisiko nicht; das Alzheimerrisiko kann wahrscheinlich sogar gesenkt werden. 17-19 Dagegen erhöht eine spät begonnene HRT bei Frauen über 65 Jahren wahrscheinlich das Demenzrisiko aufgrund der bereits eingetretenen Gefäßveränderungen. 20

Verringerte Lungenfunktion in der Menopause

Neue Erkenntnisse zeigen, dass die Lungenfunktion bei Frauen nach der Menopause nachweislich schneller als erwartet abnimmt, und zwar über den altersbedingten Rückgang hinaus. Diese Abnahme hängt nicht von anderen Risikofaktoren wie Rauchen oder Fettleibigkeit ab.

Man kann sich den Effekt wie folgt vorstellen: Die Abnahme der Lungenfunktion in den Wechseljahren entspricht insgesamt etwa der Schädigung der Lunge durch den Konsum von 20 Zigaretten pro Tag über einen Zeitraum von 10 Jahren. 21 Die aktuellen Studien bestätigen, dass eine HRT die Abnahme der Lungenfunktion bei Frauen nach der Menopause erheblich reduzieren kann. 22,23

Referenzen

    1. Banks E et al. Fracture incidence in relation to the pattern of use of hormone therapy in postmenopausal women. JAMA 2004;291(18):2212-20.

    2. Fournier A. et al. Estrogen-progestagen menopausal hormone therapy and breast cancer: does delay from menopause onset to treatment initiation influence risks? J Clin Oncol 2009;27(31):5138-5143.

    3. Cauley J et al. Effects of estrogen plus progestin on risk of fracture and bone mineral density: the Women's Health Initiative randomized trial. JAMA 2003;290(13): 1729-38.

    4. Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Menopause. Postmenopausale Osteoporose, https://meno-pause.ch/fr/osteoporose_fractures.

    5. Mikkola T et al. New evidence for cardiac benefit of postmenopausal hormone therapy. Climacteric 2017;20(1):5-10.

    6. Schierbeck L et al. Effect of hormone replacement therapy on cardiovascular events in recently postmenopausal women: randomised trial. BMJ 2012;345:e6409.

    7. Schweizerische Diabetesgesellschaft (SDG). "Über Diabetes", https://www.diabetesschweiz.ch/fr/a-propos-du-diabete.html.

    8. Slopien R et al. Menopause und Diabetes: EMAS clinical guide. Maturitas 2018; 117:6-10.

    9. Salpeter S et al. Meta-analysis: effect of hormone-replacement therapy on components of the metabolic syndrome in postmenopausal women. Diabetes Obes Metab 2006; 8(5):538-54.

    10. Bundesamt für Statistik (BFS). Spezifische Krebserkrankungen, https://www.bfs.admin.ch/bfs/fr/home/statistiques/sante/etat-sante/maladies/cancer/specifiques.html.

    11. Mørch LS et al. The influence of hormone therapies on colon and rectal cancer. Eur J Epidemiol 2016; 31(5):481-9.

    12. Lin KJ et al. The effect of estrogen vs. combined estrogen-progestogen therapy on the risk of colorectal cancer. Int J Cancer 2012; 130(2):419-30.

    13. Wang BJ et al. Hormonal and reproductive factors and risk of esophageal cancer in women: a meta-analysis. Diseases of the esophagus: official journal of the International Society for Diseases of the Esophagus 2016;29(5):448-54.

    14. Zhu Y et al. Reproductive factors are associated with oesophageal cancer risk: results from a meta-analysis of observational studies. European journal of cancer prevention: the official journal of the European Cancer Prevention Organisation (ECP) 2017; 26(1):1-9.

    15. Camargo MC et al. Sex Hormones, Hormonal Interventions and Gastric Cancer Risk: A Meta-Analysis. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2012;21(1):20-38.

    16. Bundesamt für Gesundheit (BAG). Zahlen und Fakten: Demenz, https://www.bag.admin.ch/bag/fr/home/zahlen-und-statistiken/zahlen-fakten-demenz.html.

    17. Shao H et al. Hormon therapy and Alzheimer disease dementia: new findings from the Cache County Study. Neurology 2012; 79(18):1846-52.

    18. Imtiaz B et al. Risk of Alzheimer's disease among users of postmenopausal hormone therapy: A nationwide case-control study. Maturitas 2017;98:7-13.

    19. Manson J et al. Menopausal Hormone Therapy and Long-term All-Cause and Cause-Specific Mortality: The Women's Health Initiative Randomized Trials. JAMA 2017;318(10):927-38

    20. Marjoribanks J et al. Long-term hormone therapy for perimenopausal and postmenopausal women. Cochrane Database Syst Rev. 2017;1:CD004143.

    21. Triebner K et al. Menopause is associated with accelerated lung function decline. Am J Resp Crit Care M 2017;195(8):1058-1065.

    22. European Respiratory Society: HRT can slow decline in lung function for middle-aged women, https://www.ersnet.org/news-and-features/news/hrt-can-slow-decline-in-lung-function-for-middle-aged-women/.

    23. Triebner K et al. Exogenous female sex steroids may reduce lung ageing after menopause: A 20-year follow-up study of a general population sample (ECRHS). Maturi